Brasilianisches Flair eroberte den Markt

[responsivevoice_button voice=”Deutsch Female” buttontext=”Text anhören”]

 

Hildburghausen – Wochenlang haben Bilder aus Brasilien die Bildschirme in unseren Wohnzimmern dominiert. Doch die WM ist vorbei, nicht jedoch die Liebe zu diesem Land, wie es scheint. Zur Brasilianischen Nacht während des Altstadtfestes war rund um der großen Bühne kaum ein freies Plätzchen zu finden – die drei Tänzerinnen und zwei Tänzer aus dem Land an der Cobacabana sowie die Latino Total Band hatten nicht nur über Tausend Besucher auf den Hildburghäuser Marktplatz gelockt, sondern das zahlreiche Publikum aus Nah und Fern in Minutenschnelle in wahre Begeisterung versetzt.

Bereits am Freitagabend gab es mit der Antenne Thüringen Party einen Auftakt nach Maß, wie ihn sich die drei Veranstalter mit über tausend, vielleicht sogar 1200 Besuchern kaum besser hätten wünschen können. Stadtverwaltung, Werbering und Bernd Schuldt mit seiner Firma Orbedu sind ein großes Risiko eingegangen, das Fest trotz der Einschränkungen wegen der Bauarbeiten in der Unteren Marktstraße noch zu erweitern. „Da wir die Festmeile nicht in die Untere Marktstraße ausweiten konnten“, erläutert Bernd Schuldt gegenüber Freies Wort die Situation, „haben wir die Straße vom Markt zum Schlossparkcenter sowie die Apothekergasse einbezogen. Und auch vom Angebot her soll es wesentlich bunter werden als ihre Vorgänger.“

Ohnehin ist das Dreiergestirn stolz, dass die Durststrecke der zehnjährigen Pause endgültig überwunden scheint, es das Altstadtfest seit nunmehr sechs Jahren wieder kontinuierlich gibt. Dass die Besucherzahlen stetig ansteigen, ist für sie Beweis, dass ihr Angebot angenommen wird. Da lassen sie sich auch nicht entmutigen, wenn nach dem fulminanten Auftakt am Freitagabend der Samstag – sagen wir es freundlich – eher verhalten begann. Vielleicht mussten die 1200 Besucher der Antenne Thüringen Party erst einmal wieder Kraft auftanken, vielleicht war es auch einfach nur zu schwül-warm für einen Bummel über den Markt mit seinen vielen Angeboten. Mehr als 35 Stände hatten die Gewerbetreibenden der Stadt und der Region aufgebaut, doch selbst die Schausteller mit ihren attraktiven Angeboten für die Kinder hatten zunächst nur eine recht überschaubare Besucherresonanz. Lediglich am Emmanuel-Kant-Platz machten beim großen Antik- und Flohmarkt so manche ein Schnäppchen für ihre eigene Sammlung.

Je näher dann die Brasilianische Nacht rückte, desto mehr füllte sich der Marktplatz wieder. Mit neuen Besuchern aber auch mit Stammgästen. Bei allen fünf bisherigen Altstadtfesten waren zum Beispiel Grit Quedenfeld und Pertida Karczewsky aus Themar dabei, und sie sind auch zur sechsten Auflage gekommen. In der vorigen Woche hatten sie noch beim Sommernachtsball des MDR auf dem Marktplatz in Themar getanzt, nun lockte sie die Brasilianische Nacht mit ihrer flotten Musik und den Showtänzen. „So oft wird hier nicht ein solches Highlight angeboten“, sagen die beiden jung gebliebenen Frauen, „wenn sich dann schon ein Veranstalter solche Mühe gibt, dann gehen wir selbstverständlich auch hin.“

Noch vor Kurzem haben sich Vereinsvorsitzende Elke Bischhaus und einige Mitglieder der Freundschaftsgesellschaft Hildburghausen-Würselen in ihrer Partnerstadt von den Fußballspielen aus Brasilien von dem südamerikanischen Land begeistern lassen. Jetzt wollten sie dieses Temperament nicht via Bildschirm sondern live erleben. „Es ist doch etwas ganz anderes, wenn man es unmittelbar sehen kann. Die Atmosphäre ist im Fernsehen so nicht zu erleben“, zeigte sich Irmhild Hartmann begeistert.

Den Akteuren schien es nicht anders zu gehen, auch ihre Begeisterung schon vor ihrem Auftritt bei der großen Samba Show war ihnen deutlich anzumerken, wie Steven Rücker aus Saalfeld von der Gruppe „Rio Carnaval“ gegenüber Freies Wort bestätigt. Während der WM waren sie fast täglich im Einsatz, hatten einen Auftritt nach dem anderen, überall wo die Spiele auf Großleinwand gezeigt wurden, waren sie gefragt. Jetzt habe das etwas nachgelassen, umso mehr freuen sie sich über die Möglichkeit hier auf dem Marktplatz von Hildburghausen auftreten zu können. Dass sich das Publikum so begeisterungsfähig zeigte, freute nicht nur ihn sondern auch die Tänzerinnen und Tänzer sowie die Band. Rose, die Choreografin der Gruppe und in Rio de Janeiro gebürtig, und ihre Kolleginnen hatten ohnehin keine Berührungsängste mit dem deutschen Publikum, sie kamen schon vor ihrem Auftritt mit etlichen Besuchern ins Gespräch. Da die meisten von ihren schon einige Jahre in Deutschland leben, gab es auch kaum Sprachprobleme.

Selbst Petrus hatte ein Einsehen – die angekündigten Sommergewitter entluden ihre Wassermassen in so manchem Ort in der Nähe, ließen aber die Kreisstadt außen vor.

Von Wolfgang Swietek

Quelle:
Freies Wort
Logo-Freies-Wort