Riesige Verkaufsflächen, aber zu geringes Angebot
Laut der jüngsten Erhebung müsste Hildburghausen ein Mekka in Sachen Shopping sein. Pro Einwohner verfügt die Kreisstadt über die doppelte Verkaufsfläche als der Bundesdurchschnitt.
Hildburghausen – Bernd Klering, Chef des Hildburghäuser Werberings hat es jetzt schwarz auf weiß, dass bei der Entwicklung der Kreisstadt als Einzelhandelsstandort in den vergangenen zwei Jahrzehnten einiges aus dem Ruder gelaufen ist. Die Kreisstadt ist kein Einzelfall. Nicht in Thüringen und schon gar nicht in den neuen Bundesländern. Aber das ist nur schwacher Trost.
Die Verwerfungen ans Licht gebracht haben Erhebungen der GMA-Studie zum neuen Einzelhandelskonzept, das gegenwärtig erarbeitet wird. Ausgangspunkt ist eine Bestandsaufnahme der Ladengeschäfte im Stadtgebiet. Erst im Vergleich mit anderen Kreisstädten wird nun deutlich, dass Hildburghausen zwar über riesige Verkaufsflächen verfügt, aber zu geringe Bandbreite des Angebots. Deutschlandweit gibt es, auf 1000 Einwohner gerechnet, durchschnittlich drei Geschäfte für Nahrungs- und Genussmittel und fünf Läden mit anderen Sortimenten. Kleidung und Schuhe etwa, aber auch Buch-, Blumen-, und Elektroläden. Im Bundes-Durchschnitt beläuft sich die Einzelhandels-Verkaufsfläche pro 1000 Einwohner auf rund 1800 Quadratmeter.
Zu viel Fläche
In Hildburghausen sind es, gerechnet auf 11 862 Einwohner, 3586 Quadratmeter Verkaufsfläche, davon 1017 Quadratmeter bei Nahrungs- und Genussmitteln un d 2569 Quadratmeter bei anderen Sortimenten. Auf Hildburghausen folgt Sonneberg mit knapp 3100 Quadratmetern. Allerdings hat Sonneberg die doppelte Einwohnerzahl. Auch Bad Salzungen, das über gut 4000 Einwohner mehr als Hildburghausen verfügt, verfügt indes nur 2688 Quadratmeter Verkaufsfläche pro 1000 Einwohner.
Von der Größe der Stadt, gemessen an der Einwohnerzahl, ist Hammelburg in Bayern, mit 11 712, etwa der Kreisstadt vergleichbar. Dort liegt die Verkaufsfläche des Einzelhandels mit 2585 Quadratmetern pro 1000 Einwohner fast um 1000 Quadratmeter unter der Hildburghäuser Marke. Knapp 100 Quadratmeter entfallen dort auf Verkaufsfläche für Nahrungs- und Genussmittel, 1630 Quadratmeter auf andere Sortimente.
Lediglich in Bad Dürrenberg (bei Leipzig) liegt im Einzelhandel die Verkaufsfläche unter 1000 Quadratmeter pro 1000 Einwohner. Dort kommen auf 1000 Einwohner knapp drei Lebensmittelgeschäfte und knapp fünf andere Geschäfte.
Fazit: Mit mehr als neun Einzelhandelsgeschäften pro 1000 Einwohner, aber 3600 Quadratmeter Verkaufsfläche, h errscht in der Kreisstadt ein erhebliches Ungleichgewicht. Jetzt gelte es “jegliche Art von Fehlentwicklung unter die Lupe zu nehmen und möglichst zu korrigieren”, sagt Werberingchef Klering. Weitere Schäden in der Einzelhandelsstruktur müssten vermieden werden, denn “sie sind auf Dauer nicht mehr reparabel.”
Viel Leerstand
Auch die Karte der Leerstände von Geschäften in der Innenstadt zeigt, wo konzeptionell der Hebel anzusetzen ist. 24 Läden sind zur Zeit geschlossen. Sie verteilen sich auf die gesamte Fläche mit Schwerpunkten in der Unteren und Oberen Marktstraße bis hin zum Spittelbach. Auch in der Schlossparkpassage stehen drei Geschäfte leer.
Eines der Ziele des Einzelhandelskonzepts der Kreisstadt ist daher die Abgrenzung zentraler Versorgungsbereiche und die Erarbeitung einer stadtbezogenen individuellen Liste zentrenrelevanter Sortimente. “Der folgende Schritt besteht in der die Erarbeitung eines Handlungskatalogs zur Optimierung der Einzelhandelsstrukturen unter besonderer Berücksichtigung der Innenstadt, ” kündigt Klering an.
Von Regina Haubold